Wer sich das Hobby „Pferd“ oder „Reiten“ zum Beruf machen möchte, kann sich mit der Ausbildung zum Pferdewirt vielleicht einen lang ersehnten Traum erfüllen: In einer dreijährigen Ausbildung kann man den Titel „Staatlich anerkannte/r Pferdewirt/in“ erlangen. Mit verschiedenen Schwerpunkten erlernt man in den Ausbildungsjahren all das, was man später für den Beruf des Pferdewirts benötigt. Nicht selten und nicht unwichtig sind heute auch in diesem Bereich die Auslandserfahrungen. Gerade im Bereich des internationalen Turniersports oder der Zucht von seltenen Pferderassen ist ein Auslandsaufenthalt für die Azubis interessant. Weltweit gibt es viele bekannte Ställe, die sich im beliebten Reitsport engagieren.
Viele von euch fragen sich nun wahrscheinlich, ob man bei so vielen Möglichkeiten nicht direkt die Ausbildung im Ausland machen kann… Diese Frage und weiterführende Infos zum Thema findet ihr hier.
Themen dieser Seite:
- Schwerpunkte und Inhalte der Ausbildung
- Arten von Ausbildungsbetrieben
- Voraussetzungen für die Ausbildung zum Pferdewirt
- Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten
- Pferdewirt Ausbildung im Ausland
- Alternativen zur Pferdewirt Ausbildung im Ausland
Schwerpunkte und Inhalte der Ausbildung
Die Ausbildung zum Pferdewirt gibt es seit 2010 in fünf verschiedenen Ausrichtungen. Dazu gehören folgende:
- Pferdehaltung und Service
- Pferdezucht
- Klassische Reitausbildung
- Pferderennen (Trabrennen & Rennreiten)
- Spezialreitweisen (Westernreiten & Gangreiten)
Unabhängig davon, welcher Bereich für dich der interessanteste ist, wirst du bei der Ausbildung mit allen Fachbereichen gleichermaßen vertraut gemacht. Erst im dritten Lehrjahr wählt man dann eine spezifische Ausrichtung, um sich auf einen Schwerpunkt zu spezialisieren. Du musst dich also nicht sofort für eine Fachausrichtung entscheiden.
Grundsätzlich gehören folgende Aufgaben zu deinem Alltag als Auszubildender:
- Die tägliche Pflege der Pferde
- Füttern und Tränken der Pferde
- Misten der Pferdeboxen
- Junge, aber auch ältere Pferde bewegen
- Pferde in Wettbewerben/Leistungsprüfungen vorstellen
- Verletzungen und Unfälle medizinisch erstversorgen und nachversorgen
- Maschinen, Geräte, Ausrüstung und Zubehör einsetzen und instandhalten
Bei den Schwerpunkten beschäftigst du dich konkret mit folgenden Lehrinhalten und Aufgabenbereichen:
Pferdehaltung und Service
Bei Pferdehaltung und Service richten sich deine Aufgaben rund um das Wohl des Pferdes: Ob die individuelle Fütterung, das Stall- und Weidemanagement oder das konkrete Bewegen von Pferden – all die Facetten der richtigen Pferdehaltung gehören zu deinem Aufgabenbereich und zu den Lehrinhalten. Außerdem berätst du Kunden und sorgst dafür, dass auf dem Hof alles zu ihrer Zufriedenheit verläuft.
Pferdezucht
Im Fachbereich Pferdezucht beschäftigst du dich mit allem, was man bei der erfolgreichen Züchtung können muss. Das bedeutet nicht nur, alles rund um Zuchtmethoden, -planung und –hygiene zu lernen, sondern auch die Kunst der Pferdebeurteilung und –rassen zu beherrschen und natürlich den Nachwuchs richtig zu versorgen. Außerdem wirst du als Azubi lernen, wie man bei Zuchtschauen und Prüfungen eine gute Figur macht.
Klassische Reitausbildung
Bei der klassischen Reitausbildung drehen sich deine Aufgaben rund um das Reiten. Du lernst alle Seiten der vielseitigen, klassischen Grundausbildung von Pferden und die Kompetenzen, die man als Reitlehrer benötigt. Außerdem gehört die funktionelle Pferdebeurteilung und die Vorbereitung und Vorstellung von Pferden bei den verschiedenen Leistungsprüfungen zu deinem Lehr- und Aufgabenbereich.
Pferderennen
Bei dem Schwerpunkt Pferderennen beschäftigst du dich mit allem, was man für den erfolgreichen Rennpferd-Betrieb wissen muss: Dazu gehört nicht nur das Training von Rennpferden, sondern auch die Leistungsbeurteilung der potenziellen Titelträger und die Vorbereitung und Teilnahme an Pferderennen. Neben dem Können der vierbeinigen Höchstleistungssportler gehört in diesem Fachbereich auch die Betreuung der Rennreiter oder –fahrer zu deinen Aufgaben, da du für deren Gesundheit, Ernährung und Fitness verantwortlich bist.
Spezialreitweisen
Die Aufgaben des Schwerpunktes Spezialreitweisen gleichen dem der klassischen Reitausbildung, mit dem Unterschied, dass du hier beispielsweise alles zum Westernreiten oder dem Gangreiten lernst. In deinem Spezialgebiet gehören dann das Beurteilen und Ausbilden der Pferde zu deinen Aufgaben, aber auch das Lehren der Spezialreitweise und alles rund um den Wettbewerbsbetrieb.
>> Mehr Infos zur Berufsausbildung zum Pferdewirt
Arten von Ausbildungsbetrieben
Die Ausbildung zum Pferdewirt ist in staatlich anerkannten Ausbildungsbetrieben möglich und erfolgt dual – also praktisch in einem Betrieb und auch theoretisch in der Schule. Mögliche Ausbildungsbetriebe sind dabei Gestüte, Pferdepensionen, Reitschulen, Deckstationen oder landwirtschaftliche Betriebe mit Schwerpunkt Pferdezucht. Neben der Arbeit im Ausbildungsbetrieb muss man dann in der Regel einmal wöchentlich eine Berufsschule besuchen. Bei der Wahl des Ausbildungsbetriebes ist es dabei wichtig, auch auf die eigenen Erwartungen zu achten. Wer sich gerne auf „Pferdezucht“ spezialisieren möchte, sollte sich ein Gestüt oder einen Pferdezuchtbetrieb suchen, da man nur dort auch praktische Erfahrungen in der Pferdezucht sammeln kann. Bei der Wahl des richtigen Ausbildungsbetriebs können auch Praktika hilfreich sein, bei denen man vor der Ausbildung testet, wo die eigenen Stärken und Interessen liegen und in welchem Umfeld man sich am wohlsten fühlt.
Voraussetzungen für die Ausbildung zum Pferdewirt
Die wichtigste Voraussetzung für die Ausbildung zum Pferdewirt ist die Liebe zu den Vierbeinern. Denn nur dann ist man wirklich zu den langen und harten Arbeitstagen bereit und dazu, so manches Wochenende für Zuchtschauen und Wettbewerbe zu opfern. Daneben sind die Voraussetzungen aber auch abhängig von dem Schwerpunkt, den man als Auszubildender wählen möchte. So steht bei angehenden Pferdewirten des Fachbereichs „Pferdehaltung und Service“ vor allem das kunden- und serviceorientierte Handeln im Vordergrund, wohingegen beim Schwerpunkt „Pferdezucht“ in erster Linie auch naturwissenschaftliches Grundwissen vorausgesetzt wird. Je nachdem, welchen Schwerpunkt du anstrebst, solltest du dich daher noch einmal ganz genau über die speziellen Voraussetzungen informieren.
Grundsätzlich muss man als angehender Pferdewirt:
- Vorerfahrungen und Gefühl für den Umgang mit Pferden haben
- Eine reiterliche Grundausbildung und Talent mitbringen (in der Regel auch Besitz eines Reitabzeichens)
- Pädagogisch geschickt im Umgang mit Menschen sein
- Einsatzbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein zeigen
- Engagiert und selbstständig arbeiten können
>> detaillierte Informationen zu Voraussetzungen und Ausbildungsschwerpunkten
Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten
Das Gehalt während deiner Ausbildung ist nach Ausbildungsjahren gestaffelt – denn je mehr du schon kannst, desto mehr Hilfe wirst du deinem Ausbildungsbetrieb sein. Während der Ausbildung kannst du mit folgenden Vergütungen rechnen:
- 1. Ausbildungsjahr: ca. 500 – 650€
- 2. Ausbildungsjahr: ca. 550 – 700€
- 3. Ausbildungsjahr: ca. 650 – 750€
Nach abgeschlossener Ausbildung kannst du als Pferdewirt mit unterschiedlichen Gehältern rechnen – je nachdem, für welchen Schwerpunkt du dich entschieden hast. Mit dem Schwerpunkt „klassische Reitausbildung“ liegen die durchschnittlichen Gehälter bei einer 40 Stunden Woche beispielsweise bei ca. 1400 – 2100€ brutto. Dabei ist dein finanzieller Erfolg vor allem auch von dem Namen abhängig, den du dir im Lauf der Zeit machst: Mit Titeln, Qualifikationen und eigenen Turniererfolgen kannst du natürlich mehr für Reitunterricht oder Beritt verlangen und besser verdienen.
Wenn du mehr verdienen möchtest, kannst du auch verschiedene Weiterbildungen in Angriff nehmen – vor allem die Ausbildung zum Pferdewirtschaftsmeister schlägt sich in einem deutlich höheren Gehalt nieder, aber auch ein Studium kann dir neue Vorteile bringen.
Ausbildung zum Pferdewirtschaftsmeister
Wenn du hoch hinaus möchtest und beispielsweise von einem eigenen Betrieb träumst, dann ist die Fortbildung zum Pferdewirtschaftsmeister der richtige Weg. Nach erfolgreicher Ausbildung darfst du dann deinen eigenen Reit- oder Zuchtbetrieb führen oder auch den Nachwuchs ausbilden. Auch bei dieser Ausbildung gibt es verschiedene Schwerpunkte, in diesem Fall allerdings nur vier: Pferdezucht und –haltung, Reitausbildung, Galopprenntraining oder Trabrenntraining. Nach 2 Jahren, beziehungsweise 440 Stunden, hast du deinen Meister in der Tasche und kannst so richtig durchstarten.
Pferdewirt Ausbildung im Ausland
Die klassische dreijährige Ausbildung zum Pferdewirt mit den vorgestellten Schwerpunkten kann man nicht im Ausland ableisten. Warum? Weil die Ausbildung im Ausland in Deutschland zum einen nicht anerkannt wird (die Ausbildung wird ausschließlich in einem staatlich anerkannten Ausbildungsbetrieb anerkannt) und zum anderen in dieser spezialisierten und zielgerichteten Form nicht unbedingt im Ausland anzutreffen ist.
Mittlerweile gibt es aber bei dem größten Ausbildungsbetrieb Deutschlands die Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt im Rahmen der Ausbildung zu absolvieren: Beim ERASMUS-Programm kann man dann für 4 Wochen auf einem europäischen Staatsgestüt in Portugal oder Finnland weitere Facetten der Zucht, Haltung und Reitausbildung kennenlernen und so die eigenen Kompetenzen erweitern.
Wer unbedingt ausschließlich im Ausland lernen und arbeiten möchte und auch einen sehr langen Auslandsaufenthalt nicht scheut, der kann aber von der vorhandenen Sonderzulassung profitieren: Denn zugelassen zur Abschlussprüfung wird auch, wer nachweisen kann, das 1,5fache der Ausbildungszeit in dem Beruf tätig gewesen zu sein, in dem man die Prüfung ablegt. Wer also im Ausland nachweisbar 4,5 Jahre im Bereich „Pferdezucht“, „klassische Reitausbildung“ oder „Pferderennen“ gearbeitet hat, kann auch zur Abschlussprüfung zum staatlich anerkannten Pferdewirt zugelassen werden.
Alternativen zur Pferdewirt Ausbildung im Ausland
Studium der Pferdewirtschaft
Wer davon träumt, international durchzustarten, kann über ein Studium der Pferdewirtschaft nachdenken. Denn im akademischen Betrieb bleibt Deutschland noch weit hinter anderen Ländern zurück, sodass sich ein Auslandssemester oder ein ganzes Bachelor- oder Masterstudium im Ausland lohnen kann! In agrarwissenschaftlich oder tiermedizinisch ausgerichteten Studiengängen wie „Equine Science“ oder „Equine Studies“ kann man dann alles rund um Pferdehaltung und –zucht lernen.
Auslandspraktikum im Bereich Pferdewirtschaft
Da die Ausbildung zum Pferdewirt im Ausland nicht möglich ist, Auslandserfahrungen im internationalen Pferdesport aber wichtige Referenzen sein können, ist ein Auslandspraktikum eine gute Alternative zur Ausbildung im Ausland. Bei einem solchen kannst du vor, während oder nach der Ausbildung für einige Wochen oder sogar Monate die Arbeitsweisen im Ausland kennenlernen und neue Kompetenzen entwickeln. Je nachdem, wohin dich dein beruflicher Weg führen soll, kann ein Praktikum bei einem namhaften Zuchtbetrieb in England, einer Natural Horsemanship Ranch in den USA oder einem spezialisierten Reitstall auf Island viele neue Türen öffnen!
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Rancharbeit im Ausland
Wenn du die Arbeit mit Pferden noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen möchtest, kannst du auch Rancharbeit im Ausland absolvieren. Ob einige Wochen, Monate oder sogar für ein Jahr – dir wird sich sicher eine ganz neue Welt eröffnen. Das Kennenlernen der Zusammenarbeit und des partnerschaftlichen Umgangs von Mensch und Pferd kann dir ganz neue Einblicke ermöglichen und dein Gefühl für die Pferde noch einmal intensivieren.
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