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Ein Farm & Travel Bericht aus Chile

Lisa ist seit einigen Monaten in Chile als Wwooferin unterwegs. Sie reist von Farm zu Farm und verdient sich durch ihre Arbeit auf Biohöfen und in Ställen die Kost & Logis vor Ort.  In ihrem Erfahrungsbericht erzählt sie von Anreiseschwierigkeiten, den unterschiedlichen Farmjobs die sie vor Ort ausübt und kulturellen Unterschieden zu Deutschland. Eigentlich wollte sie schon längst wieder in Deutschland sein, doch nun hat sie das Reisefieber erst so richtig gepackt…

Warum Wwoofing

Nachdem ich vor einem Jahr das Abitur in meiner Heimatstadt Weimar gemacht habe, wollte ich erst einmal raus aus Europa und die weite Welt erkunden. Mein Ziel war es so wenig Geld wie möglich auszugeben, viel zu reisen und den Menschen vor Ort behilflich zu sein. Da viele kostenlose Freiwilligenprojekte eine Aufenthaltsdauer für mindestens 10 Monate voraussetzten, ich jedoch viel reisen wollte, musste eine andere Option her. Ich informierte mich also über die verschiedenen kostenlosen Möglichkeiten und entschied mich letztendlich für Wwoofing! Beim Wwoofing bietet man Farmern seine Arbeitskraft gegen Kost und Logis an und kann so von Farm zu Farm ziehen.

Warum Chile

Ein südamerikanisches Land welches sich von der Antarktis bis zur Atacamawüste erstreckt schien mir als das ideale Abenteuer. Diese unbegrenzten Weiten erkunden zu können samt ihrer zahlreichen und großen Nationalparks, die atemberaubenden Küstenstreifen zu sehen und den Ausblick von den Spitzen der Kordilleren genießen zu können, das war mein Traum. Ich wollte weg und das so weit wie möglich, denn wann würde ich das nächste Mal die Chance bekomme ein Land so lange bereisen zu können? Chile war also das Land meiner Wahl!

Planung

Zuerst einmal habe ich mir im Wwoof-Netzwerk für Chile eine Liste besorgt, auf der 120 Kontaktdaten zu organischen Farmen in Chile aufgeführt waren. Die Liste kostet ca. US$40, ist aber lebensnotwendig für einen Wwoofing Aufenthalt in Chile, denn nur durch diese Liste kann man Kontakt zu den Farmern aufnehmen. Nachdem ich die Lister per Email erhalten hatte, konnte ich also schon Kontakt zu einem Farmer aufnehmen. Man sollte mindestens einen Monat vor Anreise mit einem Farmer in Kontakt treten, ansonsten könnte es passieren, dass dieser bereits keinen Platz mehr auf seiner Farm hat.

Nachdem ich meinen Platz also gesichert hatte, begann ich mit der Visumsvorbereitung. Nach mehreren Internetrecherchen war klar, dass es für das Wwoofing oder auch Reisen und Jobben in Chile kein spezielles Visum gibt. Für mich bedeutete das also, dass es nach 3 Monaten immer wieder einen Aufenthalt in einem südamerikanischen Nachbarland geben würde, damit ich mein Touristenvisum erneuen kann. Angst – nein; Abenteuer – ja! Die Koffer sind gepackt mit festem Schuhwerk, einem Reisehandtuch, einer Kamera und Frohsinn!

Ankunft

Ich empfand es als sehr schwierig meine erste Farm zu finden, nachdem ich am Flughafen angelangt war. Die Busse fahren sehr unregelmäßig und einen Busplan gab es nicht. Anderen Wwoofern würde ich also dringend raten den Farmer vorher in einer Email nach einer Wegbeschreibung zu fragen. Wenn man Glück hat, können die Farmer einen auch in der nächstliegenden Stadt oder zumindest an der Haltestelle zum Ausstieg aufsammeln, dafür ist jedoch eine gute Kommunikation wichtig. Hat man jedoch einmal „den Bogen raus“, klappt es bei der Anreise der nächsten Farm umso besser.

Die Arbeit

Durchschnittlich helfe ich zwischen 6-8 Stunden auf dem Hof und bekomme Mahlzeiten und einen Schlafplatz. Die Arbeitsaufträge sind von Farm zu Farm verschieden, einige typische sind jedoch:

  • Tiere versorgen
  • Pflanzenpflege
  • Ernte einholen
  • Reparaturen vornehmen
  • Malerarbeiten
  • Rasen mähen
  • Putzen
  • Feuerholz suchen
  • Zäune setzen

Je nach Art der Farm gibt es besondere Arbeitsbereiche wie z.B. die Honig- oder Käseherstellung. Auch beim Herrichten eines Hostelzimmers habe ich bereits geholfen und beim Ausreiten mit Touristen. Zu Anfang sind mir die Aufgaben recht schwer gefallen, dieses lag jedoch nicht an der Arbeit, sondern an der Verständnisschwierigkeit. Was ich daraus gelernt habe war: lieber einmal zu viel nachfragen, so weiß man genau was man zu tun hat. Auch meine fehlenden Spanischkenntnisse haben mir anfangs sehr zu schaffen gemacht, ich denke ein Spanischkurs vor Beginn des Wwoofings wäre sicherlich sinnvoll gewesen.

Festgeschrieben freie Tage gibt es nicht, aber braucht man etwas aus der Stadt oder möchte ein wenig Freizeit genießen, sind die Gastgeber in der Regel tolerant.

Kulturelles

Chile hat eine tolle Kultur und durch die Farmer lernt man unglaublich viel davon kennen. Wichtig ist jedoch, dass man aufgeschlossen ist und auch bereit ist sich zu öffnen und eine neue Kultur kennenzulernen. Man kann sich auf viele interessante Lebensgeschichten einstellen und auf einen Einblick in diverse ländliche Lebensstile. Die Farmer sind teilweise chilenische Landbewohner, teilweise aber auch Zuwanderer aus den verschiedenen Nachbarländern. Oftmals sind sie alle nicht nur daran interessiert den Wwoofern die Kultur Chiles nahezubringen, sondern auch einen Einblick über die Kultur der Wwoofer zu bekommen. Doch nicht nur die Kultur, sondern auch die Lebensweise ist eine ganz andere in Chile. Man sollte sich also darüber im Klaren sein, dass man sehr oft kalt duschen wird, oft fleischhaltige Gerichte isst und nicht immer eine Stromquelle zur Verfügung hat (d.h. Smartphone, Tablet und Laptop ade).

Tipps und Tricks

Für einen längeren Aufenthalt lohnt es sich, ein Handy mit Prepaid-Karte in Chile zu kaufen. Es erleichtert die Absprachen ungemein, denn ein Handy besitzt jeder Farmer, einen guten Internetzugang hingegen nicht alle. Die Handynummern, sowie die E-Mail-Adressen lassen sich der Wwoof-Liste entnehmen, die man bereits in Deutschland erworben hat. Neben der Landessprache Spanisch versteht die Mehrheit der Farmer auch Englisch oder teilweise auch eine andere Sprache. Falls man also keine Spanischkenntnisse hat, kann man trotzdem in den Genuss des Wwoofing kommen!

Die Reiselust geht weiter…

Elf Monate bin ich nun in Chile, aber statt nach einem Jahr wie geplant zurückzukehren, entschied ich mich länger hier zu bleiben. Ob ich weiter Wwoofe oder mir etwas Neues suche, kann ich noch nicht sagen. Mir macht Wwoofing mit seinen Herausforderungen und Freuden auf jeden Fall sehr viel Spaß!

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